Zahnärztliche Implantologie ist verhältnismäßig alt, gilt aber unter evidenzbasierten Gesichtspunkten auch heute noch als medizinisches Neuland. Schon vor 2000 bis 3000 Jahren wurden unterschiedliche Materialien für den Ersatz eines Zahnes im Kieferknochen benutzt. Es gibt Schädelfunde, bei denen Reihen von aus Quarz geschnitzten Zähnen gefunden wurden. Zahlreiche andere organische und anorganische Materialien wurden verwendet. Elfenbein und Holz, unterschiedliche Metalle, auch Eisen und neuerdings Kunststoffe wurden als Implantate schon eingesetzt. Unter allen Fremdkörpern hat sich Titan in den letzten 20 bis 30 Jahren am überzeugendsten durchgesetzt. Die Verbindung zwischen der Titanoberfläche und dem Knochen ist unter normalen, infektionsfreien Umständen in vielerlei Hinsicht am zuverlässigsten. Auch kommt es nur sehr selten zu Frakturen des Implantatkörpers, weil die Elastizitätsmoduln von Knochen und Titan ähnlich sind.
Im Gegensatz zur Orthopädie, in der vornehmlich Titanlegierungen verwendet werden, werden moderne Zahnimplantate aus Reintitan hergestellt. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass sich Titan biologisch neutral (Biokompatibilität) verhält und keine allergischen oder Fremdkörperreaktionen auslöst. Das liegt daran, dass Titan eine direkte molekulare Verbindung mit dem Knochen eingeht. Bei anderen Materialien ist das nicht der Fall. Hierbei spielt die mikromorphologische Oberflächengestaltung eine Schlüsselrolle. Sie muss mit einer Mikro-Porentiefe von durchschnittlich 5 bis 100 µm aufgeraut sein.
Die Eigenschaft des Titans, mit Sauerstoff eine schützende Oxidschicht auf der Oberfläche zu bilden, ist die Ursache für sein bioinertes Verhalten und damit seine besonders gute Verträglichkeit. Die biologischen Eigenschaften des Knochens führen dazu, dass er eine direkte kristallographische Verbindung mit dem Titanoxid eingeht. Man nennt dies Osseointegration.
Eine weitere Voraussetzung für diesen biologischen Prozess ist die Anrauung der Titanoberfläche. Zu Beginn wurde dies durch Aufspritzen („additives Verfahren“) von Titanpulver unter Argon und Hochtemperatur erreicht (Titan-Plasma-Spray „TPS“).[3] Dieses Verfahren ist verhältnismäßig teuer, so dass viele Hersteller etwa seit dem Jahr 2000 auf das billigere Säure-Ätz-Verfahren („acid etching“ oder Kombinationen davon, „SLA“ genannt) durch ein Gemisch von Salzsäure und Schwefelsäure zurückgreifen („subtraktive Verfahren“).
Gegenwärtig laufen zahlreiche Untersuchungen darüber, ob diese subtraktive Methode der Aufrauung der hervorragenden additiven Methode gleichwertig oder sogar überlegen gegenübersteht. Ziel ist in beiden Fällen die Anhaftung der Knochenbildungszellen (Osteoblasten) an der Oberfläche des aufgerauten Implantatkörpers, unabhängig von dessen äußerer Formgestaltung (Zylinder, Schraube, Blatt oder Disk).
In diese Beurteilung sind aber auch Marketing-Interessen der Hersteller im Hinblick auf ihre unique selling proposition, kurz USP, eingeflossen. Da beide Methoden unstreitig eine für medizinische Verhältnisse äußerst hohe Erfolgsquote (mehr als 95% bei einer fünfjährigen Verweildauer) haben, ist dies nicht von klinischer Bedeutung für den Patienten.
Alle Implantate müssen eine Zertifizierung der Gesundheitsbehörden als sichere Medizinprodukte (CE- oder FDA-Zulassung) besitzen.
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